Im Laufe des 18. Jahrhunderts nimmt parallel zum Vormarsch der Kaffeepflanze auch die Bedeutung von Kaffee als Getränk in Europa in allen Bevölkerungsschichten stetig zu (davon zeugt unter anderem auch die „Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach

"Coffee, Coffee muß ich haben, und wenn  jemand mich will laben, ach, so schenkt mir  Coffee ein!" Aus der berühmten Kaffeekantate  von Johann Sebastian Bach mit dem Text von  Picander, 1732.

„Coffee, Coffee muß ich haben, und wenn
jemand mich will laben, ach, so schenkt mir
Coffee ein!“ Aus der berühmten Kaffeekantate
von Johann Sebastian Bach mit dem Text von
Picander, 1732.

aus dem Jahre 1732).

1769 nimmt erste Zichorienkaffeefabrik auf deutschem Boden in Braunschweig ihren Betrieb auf. Richtig volkstümlich wurde der Kaffee-Ersatz dann allerdings erst, als Kaffee von Staats wegen zu teuer oder gar verboten wurde, und Napoleon im Jahre 1806 versuchte, durch die Kontinentalsperre England vom europäischen Markt abzudrängen. Der sogenannte Kontinentalkaffee, ein Surrogatkaffee, war geboren.

Der „mocca faux“ (wahrscheinlich der Ursprung der Bezeichnung „Muckefuck“), was soviel wie „falscher Mokka“ bedeutet erlangt in dieser Zeit große Bedeutung.

1780

Das Jahr ist ein markantes Datum staatlicher Reglementierung des Kaffeegeschäfts. Schon 1766 hatte Friedrich II., der Große, den Einfuhrhandel zum Staatsmonopol erklärt. 1780 wurde das Monopol, ganz im Sinne der französischen Vorbilder, auch auf das Rösten von Kaffee ausgedehnt.

Kaffee durfte nur noch in den königlichen Röstereien gebrannt werden (Kaffeebrennzwang). Zur Kontrolle setzte Friedrich der Große im ganzen Land „Kaffeeschnüffler“ ein, die aufgrund des verräterischen Kaffeeduftes jede Gesetzesübertretung riechen und ahnden sollten. Willkür dieser Zöllner, Kaffeeschmuggel, Beschwerden und zunehmender Zorn bei den Bürgern waren die Folge. Mit dem Tode Friedrichs war der Brennzwang dann vom Tisch.

Friedrich der Große befürchtete, daß durch  den hohen Kaffeeverbrauch zuviel Devisen ins Ausland gingen und "gesünder als Kaffee sei Biersuppe ohnehin". Ein grandioser Erfolg der Brauereilobby jener Zeit.

Friedrich der Große befürchtete, daß durch
den hohen Kaffeeverbrauch zuviel Devisen ins Ausland gingen und „gesünder als Kaffee sei Biersuppe ohnehin“. Ein grandioser Erfolg der Brauereilobby jener Zeit.

 

 

um 1830

Während auf deutschem Gebiet das Kaffeetrinken eher zu einer privaten Angelegenheit wurde, sinnierte Honoré de Balzac in seiner Novelle „Massimilla Doni“ über die soziale und politische Rolle des Kaffeehauses: „Das Café Florian in Venedig ist ein Advokatensprechzimmer, eine Börse, ein Theaterfoyer, ein Klub, ein Lesekabinett …Natürlich wimmelt es im Café von politischen Spionen; aber ihre Gegenwart schärft das Genie der Venezianer, dass sie die jahrhundertalte ererbte Wachsamkeit nicht vergessen…“

um 1850

Kaffee war endgültig zum Volksgetränk geworden. Der wohlhabende Bürger genoss ihn morgens und nachmittags. Von den ärmeren Schichten wurde Kaffee als eine Art Universalmahlzeit genutzt. Den ganzen Tag über stand das Kaffeegetränk zumeist in Form von Kaffeesuppe mit Brotbrocken auf dem Herd.

Das hatte allerdings weniger mit Genusssucht zu tun, sondern eher damit, dass Industrialisierung und Verarmung breiter Bevölkerungsschichten die Zubereitung von vollständigen und nahrhaften Mahlzeiten nicht zuließ und Kaffee immerhin munter machte und die Hungergefühle dämpfte. Eine Streckung des teuren Kaffees mit Surrogaten wie z.B. Zichorie war durchaus üblich.

Kaffeeverkauf auf Londons Straßen

Kaffeeverkauf auf Londons Straßen