Koffeinhaltige Getränke sind beliebt. Geschätzt wird vor allem die anregende Wirkung des Koffeins und koffeinartiger Substanzen, die in diesen Getränken enthalten sind.
Doch oft schwingt beim Genuss ein schlechtes Gewissen mit. Koffeinhaltige Getränke gelten nämlich als harntreibend („diuretisch“) und sollen den Durst deshalb nicht so gut stillen. So wird z. B. nicht selten empfohlen, pro Tasse Kaffee die gleiche Menge Wasser zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Doch dieser Rat ist wissenschaftlich nur noch bedingt haltbar. Ein britisches Forscherteam führte eine systematische Auswertung aller Studien durch, die zu dem Thema Koffein und Flüssigkeitsbilanz zwischen 1966 und 2002 veröffentlicht wurden. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Koffeinaufnahme durch die Mengen von Kaffee, Tee und anderen koffeinhaltigen Getränken, die üblicherweise getrunken werden, keine nennenswerte zusätzliche Harnausscheidung verursacht. Eine akute diuretische Wirkung wird erst bei hohen Dosen über 250 mg Koffein pro Tag (das entspricht etwa 2–3 Tassen Kaffee, 5–8 Tassen Tee oder über einen Liter Cola) festgestellt. Bei Personen, die an Koffein gewöhnt sind, tritt der Flüssigkeitsverlust sogar erst bei mehr als 300 mg auf.
Eine ausgeglichene Wasserbilanz ist von großer Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden. Gegen den regelmäßigen Genuss von Kaffee, Tee & Co ist aber offenbar nichts einzuwenden. Dies gilt nach Meinung der Wissenschaftler auch für Risikogruppen wie Schwangere, Stillende, Kinder oder ältere Menschen, bei denen bei maßvollem Koffeinkonsum keine negativen Folgen zu erwarten sind. Im Gegenteil: Gerade die Möglichkeit, viele verschiedene Getränke zur Auswahl zu haben, könnte vielen Menschen die Deckung ihres Flüssigkeitsbedarfs erleichtern. Freispruch für koffeinhaltige Getränke? Ja – wenn sie mit Bedacht genossen werden. Eine schlechte Flüssigkeitsbilanz im Körper riskieren Personen, die regelmäßig übergroße Mengen koffeinhaltiger Getränke zu sich nehmen. Doch für den durchschnittlichen Konsumenten sind in Sachen Flüssigkeitshaushalt keine Bedenken mehr angebracht.
Quelle: „Ernährung Heute“ – Heft 2/04